Nach der Lesung erläuterte das Ensemble des Kleinen Bühnenbodens sein Verständnis vom Aufklärungsauftrag des Theaters gegen Rechtsextremismus
Das Kammertheater „Der kleine Bühnenboden“ aus Münster hat vor Kurzem am Paul-Spiegel-Berufskolleg die szenische Lesung „Geheimplan gegen Deutschland“ aufgeführt. Maria Goldmann, Ulrich Bärenfänger, Konrad Haller, Toto Hölters und Stefan Nászay sprachen im Selbstlernzentrum vor etwa 100 Schülerinnen und Schülern den Bühnentext von Lolita Lax und Jean Peters, der auf den Ergebnissen der investigativen Recherchen des Medienhauses CORRECTIV beruht. Dessen Journalisten hatten im Januar 2024 ihre Informationen über ein geheimes Treffen in einem Hotel bei Potsdam veröffentlicht, bei dem Vertreter und Vertreterinnen u.a. der AfD, der Werteunion und der Identitären Bewegung Gedanken und Pläne über die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland austauschten. Als diese sogenannten „Remigrations“-Pläne bekannt wurden, löste das in vielen Städten große Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für den Erhalt der Demokratie aus.
Über das dramaturgische Konzept der Bühnenfigur gibt das Theaterstück zum Teil verstörende und beängstigende Einblicke in die Ansichten, Motive und Ziele der an dem Treffen teilnehmenden Personen. Im Austausch mit den Schülerinnen und Schülern im Anschluss an die Lesung meinte Konrad Haller, neben Toto Hölters Intendant des Kleinen Bühnenbodens, dass das Stück deutlich mache, welche Kraft und operativen Strategien in der rechtsextremen Szene wirken würden, um die Stimmung der Menschen zu befeuern. „Wehret den Anfängen. Wir sind Zeugen dessen, was gerade passiert“, so Haller, „und es ist nicht lustig. Es geht um Ausgrenzung und Hass und es ist wichtig, dieses Thema in die Gesellschaft zu bringen.“ Toto Hölters ergänzte, dass man als Theater einfach den Auftrag habe, sich bei dieser Thematik zu positionieren. Es liefere auch über das Zuhören und Zusehen einen Weg, Inhalte aufzunehmen, der vielleicht besser sei als sich etwas alleine im eigenen Zimmer durchzulesen. Das wurde von einem Schüler bestätigt: „Ich kannte die Recherche-Ergebnisse schon, aber durch die Schauspieler habe ich sie noch einmal besser wahrgenommen und verstanden.“ Für manch anderen bot die Lesung die überhaupt erste Berührung mit den Informationen über das Geheimtreffen und seinen Inhalt.
Die Aufführung des Theaterstücks war eine Veranstaltung der schulinternen Reihe „Nie wieder ist jetzt“, die in diesem Jahr zusätzlich zu den Anfang 2025 stattfindenden Gedenkstättenfahrten von den Lehrkräften Roland Niehues und Kristin Antemann organisiert wurde. An die Schülerinnen und Schüler gewandt meinte Roland Niehues in seiner Schlussmoderation: „Parteilich muss Schule neutral sein. Bei der Ausbreitung von völkisch-ethnischen Ideen, die sich gegen die Menschenwürde und die Verfassung richten, muss Schule eingreifen und sensibilisieren.“