Theater am Paul-Spiegel-Berufskolleg: Rohallah Jafari auf der Bühne
Es ist 11:05 Uhr und die Schülerinnen und Schüler des Paul-Spiegel-Berufskollegs stürmen aus den Klassenräumen in die Pausenhalle. Doch irgendetwas ist heute anders. Was machen diese Schüler in schwarzen Kapuzenpullis hier? Und warum laufen sie so verdächtig durch die Aula? Und plötzlich wird es – trotz Pausengedrängel – mucksmäuschenstill. Eine Trommel ertönt und die Spieler erstarren auf der Bühne: „Artikel 26 der UN-Menschenrechtscharta: Jeder hat das Recht auf Bildung.“
Die Schülerinnen und Schüler der BWU (Berufsfachschule für Wirtschaft und Verwaltung) stellen ihren Mitschülern ihr über Monate erarbeitetes Theaterstück vor, welches vorher nicht angekündigt wurde. Das Thema des Stückes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ trifft den Nerv der Anwesenden. Auffällig ist, dass in der Aula während der etwa 10‘minütigen Vorstellung absolute Ruhe herrscht. Die Aufmerksamkeit liegt nun ganz bei den Darstellern, die sich inhaltlich mit dem Grundgesetz und den damit verbundenen Regeln sowie Normen aber auch Missständen auseinandersetzten und dies lauthals an ihr Publikum weitergeben. Dabei werden außerdem die Themen häusliche Gewalt, Rechtsextremismus, Recht auf Arbeit sowie Gleichheit am Beispiel Entlohnung aufgegriffen und schauspielerisch in Szene gesetzt.
Die Theatergruppe besteht aus Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, Fluchterfahrung aber auch aus Einheimischen und so ergibt sich eine ganz besondere Mischung, die für alle eine Bereicherung darstellt. Begleitet wird dieses Projekt von dem Klassenlehrer Mathias Schafranitz, der Schulsozialarbeiterin Christina Bosch dos Santos, dem Theaterpädagogen Wilhelm Neu (Theaterpädagogisches Zentrum Münster) sowie Projektleiterin Ulrike Klemann (Fachstelle für Integration und Migration des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf e.V.), die den Schülern immer wieder Mut machten und sie bestärkten, dieses außergewöhnliche Projekt durchzuführen. „Die Schüler konnten durch die theaterpädagogische Arbeit Selbstvertrauen aufbauen und eigene Potenziale erkennen“, betont Christina Bosch dos Santos, die dieses Theaterprojekt im Rahmen der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ begleitet. Auch für Klassenlehrer Schafranitz ist dies eine ganz neue Erfahrung, die er im Rahmen seiner pädagogischen Arbeit mit Begeisterung begleitet. Die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler sei enorm und unter „normalen“ Bedingungen im Unterricht nicht hervorzubringen. So haben die Schülerinnen und Schüler das Theaterstück kreativ mitgestaltet und ihre eigenen Bedürfnisse miteingebracht.
Ermöglicht hat dieses Projekt das Förderprogramm KOMM-AN NRW – Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales in Zusammenarbeit mit der Integrationsagentur des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf e. V. im Förderjahr 2017. Es wird nachhaltig durch das Paul-Spiegel-Berufskolleg weitergeführt, welches weitere Vorstellungen plant, auf die sich alle Beteiligten bereits freuen und die sogar außerhalb von Schule stattfinden werden.
Salvatore Leo (vordergründig) sowie Emal Shams (hintergründig)