Von der Schulbank in die Praxis

Von der Schulbank in die Praxis

Im St. Magnus-Kindergarten in Everswinkel konnte Merrit Meier buchstäblich in die Arbeit mit Kindern eintauchen.

Nicht nur für die Schule, sondern für das Leben lernen – um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist es wichtig, direkt vor Ort praktische Erfahrungen im wirklichen Berufsalltag zu machen. Darum tauschten die Schülerinnen und Schüler der Stufe 11 des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales mit dem fachlichen Schwerpunkt Pädagogik für drei Wochen die Schulbank gegen einen Praktikumsplatz in sozialen, medizinischen oder pädagogischen Berufen. „Nachdem wir zwei Jahre aufgrund der Pandemie keine Praktika durchführen konnten, waren wir sehr froh, unsere Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr wieder in ein Berufspraktikum zu schicken“, äußert sich die Leiterin des Bildungsganges, Sylvia Sahl-Beck. „Schließlich ist es unser Anspruch als Berufliches Gymnasium, auf dem Weg zur Allgemeinen Hochschulreife in besonderer Weise berufliche Kenntnisse und Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu vermitteln.“

Nach den Osterferien präsentierten die Schülerinnen und Schüler nun ihre Erfahrungen aus den Praktika und reflektierten die daraus gewonnenen Erkenntnisse. Das Spektrum der präsentierten Praktikumsplätze spiegelte dabei die Vielfalt des Bildungsganges wider. Von der Grundschule bis zur Apotheke, von der Stadtverwaltung bis zum Bestatter, von der Behindertenwerkstatt bis zur Tierarztpraxis konnten die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie verschieden die Arbeit mit Menschen sein kann und welche Fähigkeiten man für die verschiedenen Berufsfelder mitbringen muss. „Ich wusste erst gar nicht, wie ich mit behinderten Menschen umgehen soll“, beschreibt Adelaida Viharev ihre anfängliche Unsicherheit an ihrem Praktikumsplatz, dem Christophorus-Haus in Ennigerloh. Die Berührungsängste waren jedoch schnell überwunden. „Das Praktikum hat mir geholfen, Vorurteile abzulegen“, sagt Adelaida. Jetzt ist sie sich sicher, dass sie in einem sozialen Beruf arbeiten will.

eAuch Leonie Voßmann wurde in ihrem Berufswunsch bestärkt. In der Praxis für Chirurgie und Unfallchirurgie, wo sie ihr Praktikum absolviert hat, durfte sie bei Operationen zuschauen. Blut zu sehen macht ihr nichts aus. Sie konnte aber auch ihre kommunikativen Kompetenzen erproben, z.B. wenn es darum ging, nervöse Patienten vor einer OP zu beruhigen. Vanessa Sick berichtet aus ihrem Praktikum am Amtsgericht von der Erfahrung, dass es bei Gerichtsverfahren nicht immer nur um Recht und Paragraphen geht, sondern dass auch viele Emotionen im Spiel sind, wenn Menschen zu Schaden gekommen sind. Ihre Stärke sieht sie in der Fähigkeit, den Menschen zuzuhören. Schwer fiel es ihr noch, die eigenen Emotionen bei der Beurteilung von Fällen nicht einfließen zu lassen. Dies möchte sie auf ihrem Weg zu einem Beruf im juristischen Bereich noch lernen.

Ein großes emotionales Spektrum hat Luzie Sickmann bei ihrem Praktikum im Kreißsaal des Franziskus-Hospitals erlebt. Sie berichtet einerseits vom Wunder der Geburt, wenn Eltern überglücklich ihr Neugeborenes in die Arme schließen, wie auch von der unermesslichen Trauer, wenn ein Kind tot zur Welt kommt. Mit dieser Belastung umzugehen, gehört für sie zu den Herausforderungen des Hebammenberufs. Gretha Schulz hat bei ihrem Praktikum in einer Physiotherapiepraxis viel dazugelernt und kennt sich jetzt mit den verschiedensten Krankheitsbildern und deren Therapien gut aus. Unter Aufsicht und mit deren Einverständnis durfte sie sogar selbst bei Patienten manuelle Therapien anwenden. Auch sie berichtet von anfänglichen Berührungsängsten, die sie aber schnell ablegen konnte. „Es war schön zu sehen, dass wir den Patienten wirklich helfen konnten“, berichtet Gretha. Auch wenn es für sie ruhig etwas schneller gehen könnte, bis sich die Erfolge der Therapien zeigen. Ob sie Physiotherapeutin werden möchte? Da ist sie sich nicht sicher. „Das Praktikum hat mir gezeigt, dass ich unbedingt mit Menschen arbeiten möchte. Ich bin viel sensibler für die Schwierigkeiten anderer Leute geworden.“ So hat das Praktikum nicht nur für die Berufswahl, sondern auch für die Persönlichkeitsentwicklung wichtige Impulse beigesteuert.

Melina Schulte hat ihr Praktikum im Injoy Gesundheitszentrum Versmold absolviert. Dort hat sie nicht nur viel gelernt, sondern hatte auch sichtlich viel Spaß.

 

Hannah Arndt half in der Heinrich-Tellen-Schule bei der individuellen Betreuung der kleinen Enya. „Hannah hat einen sehr netten Umgang mit den Kindern, ist empathisch und verantwortungsvoll,“ lobte ihre Praktikumsanleiterin.

Trotz Corona: Neue Erfahrungen in der Arbeitswelt und eine Ahnung vom Lernen im Studium gewonnen

Trotz Corona: Neue Erfahrungen in der Arbeitswelt und eine Ahnung vom Lernen im Studium gewonnen

Justus Leve weiß jetzt mehr über das Berufsfeld Steuerberatung.

Ein ungewöhnliches Schuljahr unter dem Einfluss der Corona-Pandemie geht nun auch für die Schülerinnen und Schüler der Unterstufenklassen der Höheren Berufsfachschule für Wirtschaft und Verwaltung am Paul-Spiegel-Berufskolleg zu Ende. Sie haben ihren Unterricht im zweiten Halbjahr zu einem großen Teil in einer Mischform aus Arbeiten über die digitale Lernplattform der Schule, E-Mail-Kommunikation, Videokonferenzen und einer sehr reduzierten Zahl von Präsenzstunden erlebt. Wichtige Fächerthemen mussten trotz der Umstände fortgeführt und dabei auf viel eigenständigere Weise erarbeitet werden als es der „normale Unterricht“ üblicherweise fordert. Eine bis dahin einmalige Situation in den Lernbiographien aller Schülerinnen und Schüler.

Die individuellen Voraussetzungen für das Lernen unter diesen Bedingungen – das häusliche Lernumfeld, die vorhandene Ausstattung mit Hard- und Software, aber auch der persönliche Lerntypus – waren und sind sehr unterschiedlich. Die Erfahrungen mit dieser Zeit decken ein ebenso vielfältiges Spektrum ab, von: „Ich kann besser in der Schule lernen, wenn ich den Lehrer ansprechen kann und er mir etwas erklärt.“ bis: „Ich bin sehr gut zurechtgekommen damit, mir den Tag selbst einzuteilen und die Aufgaben für mich alleine zu machen.“ Ein anderer Schüler formuliert sein persönliches Fazit so: „Man kann sich jetzt ein bisschen besser vorstellen, wie es ist, später einmal an einer Fachhochschule zu studieren, wo man auch selbstständiger lernen muss.“

Kurz bevor das Berufskolleg am 16. März schließen musste, hatten die Schülerinnen und Schüler der Unterstufen glücklicherweise noch ihr verpflichtendes Betriebspraktikum absolvieren können und waren – wenn auch nur für kurze Zeit – mit neuen Erfahrungen aus der Arbeitswelt in den Unterricht zurückgekehrt. Im ersten Schulhalbjahr hatte viel Eigeninitiative aufgebracht werden müssen, um den persönlichen Neigungen entsprechend bei Banken, Versicherungen, Industrie-, Groß- und Außenhandels- sowie Einzelhandelsbetrieben, öffentlichen Verwaltungen, Rechtsanwälten und Steuerberatern einen Praktikumsplatz zu finden. Dass hierfür über 120 Praktikumsplätze überwiegend im Kreis Warendorf, aber auch darüber hinaus in den Räumen Münster, Oelde, Beckum, Osnabrück, Gütersloh und Dortmund gewonnen wurden, geht auf die große Bereitschaft der ansässigen Unternehmen, Behörden und Einrichtungen zurück, die Möglichkeit zur Selbsterprobung in der beruflichen Praxis zu gewähren.

Am Berufskolleg erwerben die Schülerinnen und Schüler dieses Bildungsgangs den schulischen Teil der Fachhochschulreife und besuchen Klassen der Profile Betriebswirtschaft, Sport und Gesundheit, Europa und Medien/S.A.P. Durch den Unterricht in den Fächern Betriebswirtschaft, Volks- und Außenwirtschaft, Wirtschaftsrecht und Steuerlehre verfügen sie über erste grundlegende Fachkenntnisse. Im Praktikum erfuhren sie die Bedeutung dieser schulischen Inhalte.

Viele erlebten aus dem Privatleben bekannte Bereiche jetzt einmal aus einer anderen Perspektive. „Ich kenne Fitness-Studios aus der Sicht des Kunden,“ berichtete Lasse Vißing kurz nach seinem Praktikum. „Aber jetzt konnte ich die andere Seite kennenlernen, zum Beispiel wie das Marketing abläuft und worauf es bei der Betreuung von Kunden und Kundinnen ankommt. Man braucht hier nicht nur Wissen über Sport und den Körper, man braucht auch viel Menschenkenntnis.“ Dem stimmte auch Justus Leve sofort zu: „Man denkt vorher gar nicht, wie viel Zwischenmenschliches eine Rolle im Berufsleben spielt.“ Er hat sein Praktikum in bei einer Steuerberatung gemacht und durfte bei Kundengesprächen dabei sein. Besonders beeindruckt hat ihn außerdem eine zweitägige Hospitation bei der Geschäftsführung. „Ich habe im Praktikum auch noch einmal etwas über die verschiedenen Rechtsformen von Betrieben gelernt. Das war auch schon Thema im Unterricht.“ Einiges dazugelernt hat auch Nick Kleigrewe bei einem Versicherungsunternehmen: „Ich hatte vorher keine Ahnung von Versicherungen, jetzt weiß ich mehr.“ Freude und ein wenig Stolz schwingen mit, als er davon erzählt, dass er bei der Entwicklung eines Fragebogens für junge Leute eine ganz große Hilfe war und seine Ideen Anklang fanden: „Ich weiß ja, wie man junge Leute ansprechen muss.“

Wie ein großes Unternehmen mit Kunden aus aller Welt arbeitet, erfuhr Armin Kazic in einem Betrieb der Metallindustrie in Osnabrück. Wie seine Mitschülerinnen und Mitschüler lernt Armin am Berufskolleg Business English und erlebte jetzt ganz konkret, dass fremdsprachliche Kompetenzen bei einem international aufgestellten Unternehmen gefragt sind.

Neben dem Erlernen von berufspraktischen Fertigkeiten bot das Praktikum die Chance, die persönlichen Berufsvorstellungen in der Praxis kritisch zu überprüfen. „Ich weiß jetzt, dass ich gerne für Kundinnen und Kunden Räume gestalten möchte“, berichtet Verena Albers von ihrer Zeit in einem Warendorfer Betrieb. „Ich konnte beobachten, wie man auf Kunden eingeht und deren Wünsche ermittelt. So etwas kann ich mir für meine spätere berufliche Tätigkeit sehr gut vorstellen.“ Und für Jannis Wirth hat sich bestätigt, dass er doch eher der Praktiker ist. Nach einer „spannenden und coolen Zeit“ im Hotel- und Gaststättengewerbe hat sich sein Berufswunsch konkretisiert. Einige Schülerinnen und Schüler haben sich in ihrem Praktikum vielleicht sogar für einen späteren Ausbildungsplatz empfohlen.

Nicht nur kaufmännisches Arbeiten sondern auch gestalterische Tätigkeiten lernte Verena Albers kennen.

Kühe melken in Österreich, Kinder betreuen in Portugal

Kühe melken in Österreich, Kinder betreuen in Portugal

Alina Austermann, Auszubildende zur Landwirtin am Paul-Spiegel-Berufskolleg, beim Schleifen einer Sense in ihrem Praktikumsbetrieb „Buttererhof“ in Fulpmes, Österreich

„Ich empfehle es jedem weiter, ein solches Praktikum zu absolvieren, da es sehr viel Spaß macht und man viele neue Erfahrungen sammeln kann.“ So überzeugt wie Alina kehren jedes Jahr einige Dutzend Schülerinnen und Schüler des Paul-Spiegel-Berufskollegs glücklich von ihrem Praktikum im Ausland zurück.

„AVE Erasmus – Arbeiten im Vereinten Europa mit Erasmus+“ heißt das Projekt. Zweimal im Jahr entsendet das Berufskolleg Schülerinnen und Schüler in ein organisiertes Auslandspraktikum. Diese Praktika werden durch das Förderprogramm Erasmus + teilfinanziert. Möglich sind zurzeit vierwöchige Praktika in Dublin, Sevilla, Wien, Saint-Pierre (La Réunion) im Herbst und 5-wöchige Praktika auf La Réunion und den Kanarischen Inseln im Sommer. Zusätzlich werden mit AVE-Individuell auch Praktika ins europäische Ausland gefördert, bei denen die Schüler ihr Praktikum selbst organisieren und die nicht an Ausreisezeiträume gebunden sind. In diesem Modul hat auch Alina ihr Praktikum absolviert, die darüber in ihrem Weblogeintrag, den alle Praktikanten verfassen, u. a. wie folgt berichtet:

„Ich bin im zweiten Lehrjahr zur Landwirtin und habe das Praktikum selbst organisiert. Das Praktikum dauerte 4 Wochen und fand im Sommer 2019 in Fulpmes, Österreich statt. Nach meiner Landung in Innsbruck wurde ich von dem Neffen des Hofes am Flughafen abgeholt und zu meinem Betrieb ,,Buttererhof“ gebracht, der auf einer Höhe von 990 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Am Betrieb werden 24 Milchkühe in einem Freilaufstall gehalten. […] Der Betrieb bewirtschaftet 13,4 Hektar, wovon 12,5 Hektar Ackergrünland und 0,9 Hektar Steilfläche ist. Mein typischer Tagesablauf war es, morgens um 5:30 Uhr und abends um 17:30 Uhr die Kühe zu melken und zu füttern. Die sonstigen Aufgaben waren sehr unterschiedlich und vielseitig. Dazu gehörten aber unter anderem die Strohställe auszumisten oder auch Holz zu sägen, zu spalten und auf einen schönen Stapel zu packen. Die 0,9 Hektar Steilfläche wurden mit einem Freischneider und einer Sense geschnitten, mit einem Laubgebläse und Rechen gewendet und einen Tag später mit dem Rechen hinuntergekratzt und in Schlagen gemacht, die dann von einem Verladewagen aufgenommen wurden. […].“

So wie Alina werden dieses Jahr noch zwei weitere Schülerinnen ein individuell organisiertes vierwöchiges Praktikum, diesmal in einem Kindergarten in Porto (Portugal), absolvieren.

Im selben Ausreisezeitraum finden die diesjährigen Ausreisen der organisierten Praktika am Paul-Spiegel-Berufskolleg statt. Zwanzig Schülerinnen und Schüler werden ihr Praktikum in Dublin, elf in Wien, neun in Sevilla und zwei auf La Réunion absolvieren. Auch sie sind bereits alle wohlbehalten in ihren Praktikumsbetrieben angekommen.

Das Auslandspraktikum in einem 5-Sterne-Hotel auf Teneriffa haben im letzten Sommer bereits acht Schülerinnen absolviert. Sie sind sehr zufrieden wieder zurück werden ihre Eindrücke, gemeinsam mit allen 47 im Jahr 2019 ausgereisten Praktikantinnen und Praktikanten, auf der Feier der Europassvergabe Anfang 2020 den neu interessierten Schülerinnen und Schüler des Paul-Spiegel-Berufskollegs vorstellen. Zwei von ihnen waren so begeistert, dass sie sich umgehend erneut um ein Praktikum auf den Kanaren beworben haben. „Wir sind überglücklich, diesen engagierten Schülerinnen ein weiteres dreiwöchiges Praktikum auf den Kanaren, diesmal auf Fuerteventura, ermöglichen zu können! Sie sind nun parallel zur Herbstausreise erneut ausgereist“, freut sich ihre Länderbetreuerin und Projektleiterin Maren Ohde. „Als Europaschule und Inhaber der Mobilitätscharta Erasmus+ ist das Paul-Spiegel-Berufskolleg sehr stolz auf die vielfältige interkulturelle und internationale Bildung seiner Schülerinnen und Schüler“.

Betriebspraktikum der Internationalen Förderklassen

Betriebspraktikum der Internationalen Förderklassen

Khanu Jimo durfte im Haarstudio My Look in Warendorf praktische Erfahrungen sammeln

Um den wirklichen Berufsalltag kennenzulernen, reicht es nicht, die Nase in ein Buch zu stecken. Aus diesem Grund blieben im Mai 2019 zwei Klassenräume im Paul-Spiegel-Berufskolleg leer: Die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Förder­klassen sammelten drei Wochen lang berufliche Erfahrungen in lokalen Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Das Spektrum der gewählten Berufsfelder spiegelt dabei die vielfältigen Interessen der Lernenden wieder: Vom Kindergarten bis zur Seniorenpflege, vom Friseursalon bis zum Vollsortimenter reichten die Praktikumsbetriebe. Eine Praxis für Allgemeinmedizin oder das Universitätsklinikum Münster waren ebenso vertreten wie soziale Einrichtungen oder Unternehmen des Einzelhandels und der Gastronomie.

Nach der Rückkehr in die Schule sind alle Schülerinnen und Schüler nicht nur um Praxis- bzw. Berufserfahrung reicher, sondern auch um ein Stück Lebenserfahrung. Die Lernenden äußerten sich mehrheitlich positiv bis begeistert. Das Praktikum hat bei einigen dazu geführt, einen Berufswunsch zu festigen oder sogar einen Ausbildungsplatz zu ergattern, wie der Schüler Wasf Alali berichtet und nun sehr motiviert in seine Zukunft blickt. Einigen fiel der Abschied und die Rückkehr in die Schule schwer, weil Kontakte geknüpft und Freundschaften entstanden sind, so die Schülerin Kinza Rizvi. Sie hat ihr Praktikum im Universitätsklinikum Münster absolviert und durfte ganz nah am Patienten arbeiten. Kinza ist sich hinsichtlich ihres Berufswunsch weiterhin ganz sicher: Sie möchte Ärztin werden.

Die Frage nach der Berufswahl oder der weiteren schulischen Laufbahn ist für viele Jugendliche ein heikles Thema, denn hier gilt es, eine Entscheidung zu treffen, welche die ganze Zukunft beeinflusst. Mit dem Fokus auf die Berufsfindung und einen möglichen und gelingenden Übergang in Ausbildung werden die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Förderklassen von einem Team aus Lehrerinnen und Lehrern und der Schulsozialarbeit eng betreut. Sie lernen wöchentlich im Rahmen des Faches Berufsorientierung das deutsche Ausbildungssystem, die damit verbundenen Rechte und Pflichten und verschiedene Berufsbilder kennen. Dies alles unterscheidet sich zum Teil sehr von den Strukturen ihrer Heimatländer. Da es aber zwischen theoretischer Aneignung sowie persönlicher und praktischer Erfahrung einen Unterschied gibt, ist ein dreiwöchiges Betriebspraktikum wesentlicher und verpflichtender Bestandteil der Internationalen Förderklassen des Paul-Spiegel-Berufskollegs Warendorf.

Auslandspraktikanten: Arbeit in Luxushotels und Mini-Disco

Auslandspraktikanten: Arbeit in Luxushotels und Mini-Disco

Joelle Kersting aus der Europaklasse in ihrem Praktikum an der Rezeption der Studentenunterkunft Uninest Student Residencesin Dublin.

„Bevor ich mich verabschiede, möchte ich noch eine Sache sagen und zwar ist das Auslandspraktikum eine einmalige Chance, die man vielleicht nur einmal im Leben bekommt. Auch ich hatte Zweifel und Angst, aber die 4 Wochen gingen sehr schnell um. Ich hab hier neue Freundschaften schließen können und bereue die Entscheidung, hier mitgefahren zu sein, auf keinen Fall“, schreibt Laura Elkmann, (Berufliches Gymnasium für Wirtschaft und Verwaltung) in ihrem Weblog-Eintrag kurz vor der Heimreise.

Inzwischen sind sie zurück – die Auslandspraktikanten und -praktikantinnen des Paul-Spiegel-Berufskollegs Warendorf. Unter dem Projekttitel „AVE Erasmus – Arbeiten im Vereinten Europa mit Erasmus +“ wird das Praktikum durch das Förderprogramm Erasmus + großzügig unterstützt. Fast alle Bildungsgänge des Berufskollegs können teilnehmen.

Schon im Sommer reisten die ersten Schülerinnen und Schüler aus. Sie arbeiteten in Luxushotels auf den Inseln La Réunion und auf Teneriffa. Entsprechend ihres schulischen Profils, aber auch entsprechend ihrer Wünsche, wurden sie in  verschiedenen Bereichen der Hotels untergebracht So arbeiteten einige an der Rezeption, kümmerten sich um die Gäste und um das Ein- und Auschecken. Schülerinnen und Schüler aus dem Bereich Gesundheit und Soziales oder aus der Fachschule für Sozialwesen sammelten ihre Erfahrungen in der Kinderanimation. Sie organisierten interessante Kindernachmittage im Miniclub und beendeten den Tag mit den Kindern in der Minidisco. Die Zufriedenheit beruhte auf Gegenseitigkeit. So Nele Rabethge, Absolventin der Höheren Berufsfachschule Wirtschaft und Verwaltung (Europa-Profil): „Die Minidisco habe ich so gut wie jeden Tag gemacht. Ich liebe es, mich jeden Tag anders zu verkleiden und mit den Kindern zu tanzen. Es ist schön anzusehen, wie viel Mühe sich die Kinder geben mitzutanzen und wie viel Spaß sie haben. Ich werde es vermissen, Kinder um mich zu haben, welche ständig meine Hand halten wollen, auf meinen Arm wollen und mir ihre gemalten Bilder schenken.“

Im Oktober machten sich dann weitere 40 Schülerinnen und Schüler auf den Weg zum Flughafen, um ein 4wöchiges Auslandspraktikum in Wien, Dublin, Sevilla oder auf La Réunion zu absolvieren. Entsprechend ihres Schulprofils arbeiteten sie in der Tourismusbranche, in Sprach- oder Flamencoschulen,  in der Industrie, im Service oder in sozialen Einrichtungen wie Altenheimen, Kindergärten oder Vorschulen. Ein Sprachkurs half ihnen dabei, die erste Scheu bei der Arbeit im fremden Land abzulegen. Immer selbstständiger konnten die Praktikanten ihre Aufgaben erledigen und immer besser wurden die Unterhaltungen, die sie während der Arbeit führten. Tessa Möllmann (Berufliches Gymnasium für Wirtschaft und Verwaltung) z.B. war zufrieden mit ihrem Praktikum in der Flamencoschule in Sevilla: „Das hat mir von Anfang an sehr viel Spaß gemacht. Dort erstelle ich Excel Tabellen, fotografiere die Tanzstunden für Facebook, Instagram und Co. Die Arbeit ist immer abwechslungsreich und man kann sich mit den Tänzerinnen viel zwischen den Stunden unterhalten.“

So sind alle Praktikanten nach 4- bzw. 5wöchigem Auslandsaufenthalt nicht nur um Arbeits-, sondern auch um Lebenserfahrung reicher. Auch Freundschaften entstanden, sowohl mit den Menschen im anderen Land als auch mit den anderen ausgereisten Schülerinnen und Schülern der Gruppe. Und dann fällt der Abschied schwer: „Mein Team ist wie eine Familie für mich geworden und ich werde jeden vermissen und mich wahnsinnig gerne an meine Zeit hier auf Teneriffa zurück erinnern! Ich bin traurig, dass die Zeit so super schnell verging und hätte ich keine Ausbildung, wäre ich bestimmt länger geblieben. Es war eine super Erfahrung und ein Erlebnis, welches ich nie vergessen werde“, so Nele Rabethge.

Und nun beginnen schon die Vorbereitungen für die Auslandspraktika 2019. „Die Fördergelder sind bereits auf dem Konto, die ausländischen Partner freuen sich auf neue Praktikanten unserer Schule und wir, das Europateam, sind schon sehr gespannt auf unsere neuen Bewerber“, so Maren Ohde, Abteilungsleiterin und Koordinatorin der Auslandsaktivitäten am Paul-Spiegel-Berufskolleg.

Die Informationsveranstaltung zum Auslandspraktikum 2019 findet am 13. Februar um 18:00 Uhr im Paul-Spiegel-Berufskolleg statt.