Vertrauen, Teamgeist, Verantwortung – Erlebnispädagogik hautnah

Vertrauen, Teamgeist, Verantwortung – Erlebnispädagogik hautnah

Die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Förderklasse mit Klassenlehrer Matthias Ruch (l.), Stefan Molz (5. v. r.), FSJlerin des Paul-Spiegel-Berufskollegs Maja Retzlaff (3. v. r.) und Fachlehrer Fabian Funke (r.).

Hoch hinaus ging es für die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Förderklasse des Paul-Spiegel-Berufskollegs auf ihrem Tagesausflug in das Kletterzentrum Münsterland in Senden. In Kooperation mit dem Offenen Jugendtreff und Interkulturellentreff @ttic unter der Leitung von Stefan Molz in Warendorf konnten die neu zugewanderten Jugendlichen nicht nur ihre Kletterkünste erproben. Vor allem erhielten sie die Gelegenheit, Fähigkeiten an sich selbst und an ihren Mitschülerinnen und Mitschülern zu entdecken und dabei hautnah zu erleben, was es bedeutet, eigene Grenzen und Ängste zu überwinden. Durch den Rollenwechsel – mal Kletternde/r, mal Sichernde/r – mussten sich die Teilnehmenden zudem auch mit Fragen des Teamgeistes, des eigenen Verantwortungsgefühls und gegenseitigen Vertrauens auseinandersetzen. Das Fazit der Klasse fiel am Ende entsprechend einstimmig aus: „Am Anfang war das Klettern ganz schön schwierig, am Ende hat es aber sehr viel Spaß gemacht!“ Das Klassenlehrerteam Matthias Ruch und Fabian Funke sieht darüber hinaus noch weitere positive Effekte: „Gemeinsam mit unseren Schülerinnen und Schülern werden wir nun die Erfahrungen und Erlebnisse mitnehmen und für den Schulalltag nutzbar machen.“

Corona kann sie nicht aufhalten

Corona kann sie nicht aufhalten

Freuen sich über die erhaltene Berechtigung (vorne): Ezzeddin Alamin, Exaucé Ayassa, Yosief Mulugeta; hinten (v.l.n.r.): Klassenlehrer Matthias Ruch, Schulleiter Udo Lakemper, Englisch-Lehrer Moritz Wehmschulte, Abteilungsleiterin Carolin Herbst, Deutsch-Lehrerin Insa Busch

Corona, verordnete Schulschließung, Distance Learning – all das kann Exaucé Ayassa, Ezzeddin Alamin und Yosief Mulugeta nicht aufhalten. Die Absolventin und die Absolventen der Internationalen Förderklasse haben in diesem Jahr nicht nur erfolgreich den Hauptschulabschluss nach Klasse 9 erworben, sondern sie haben zusätzlich auch die „Berechtigung zum Besuch eines weiterführenden Bildungsgangs“ erhalten. Diese wird für diejenigen Schülerinnen und Schüler ausgesprochen, die von den Unterrichtenden der Klasse als besonders leistungsstark beurteilt werden. „Eine große Chance, bedeutet die Berechtigung für unsere Schülerinnen und Schüler doch die Möglichkeit, ein Schuljahr überspringen zu können und damit schneller an ihr Ziel zu kommen.“, so Schulleiter Udo Lakemper.

Im System „Berufskolleg“ stellt der Erhalt eines solchen Zertifikats eine Besonderheit dar und ist gerade für diejenigen neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler attraktiv, die zwar oftmals keine Zeugnisse aus ihren Heimatländern vorlegen können, aber durch sehr gute Leistungen auffallen. Und zu diesem Erfolg gratulieren natürlich alle Lehrerinnen und Lehrer der Abteilung Internationalen Förderklassen: „Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die schulische und berufliche Zukunft!“

Demokratieschulung für Flüchtlinge

Demokratieschulung für Flüchtlinge

Vivien Münstermann (links), FSJlerin Pia Thomaszick (Mitte) und Politiklehrer Roland Niehues (2. v. rechts) mit den Schülerinnen und Schülern der Internationalen Förderklasse in der Eingangshalle des Landtages Düsseldorf.

Der Dezember hielt für die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Förderklasse des Paul-Spiegel-Berufskollegs einen besonderen Ausflug bereit: Auf Einladung des Landtagspräsidenten André Kuper besuchten die neu zugewanderten Jugendlichen den nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf. Begleitet wurde die Gruppe dabei von ihrem Politiklehrer Roland Niehues, von Vivien Münstermann vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Warendorf und von der FSJlerin des Berufskollegs Pia Thomaszick.

Nach einer Begrüßung bei Kaffee und Kuchen informierten sich die Schülerinnen und Schüler über die Arbeit des Parlaments in einer Demokratie, besuchten die Tribüne des Plenarsaals und unterhielten sich eine Stunde lang mit der Vizepräsidentin des Landtages, der Abgeordneten Angela Freimuth, über das politische System und aktuelle Fragestellungen.

Die kostenlose 3-stündige „Demokratieschulung – Besuchsprogramm für Flüchtlinge“ ist aus der Idee entstanden, dass zur erfolgreichen Bewältigung der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe „Integration“ auch die Information der zugewanderten Menschen über unsere Werte und unser politisches System gehört. Entsprechend auch das Fazit der Gruppe: „Es war ein sehr interessanter Tag. Wir haben viel über den Landtag und die Demokratie gelernt und alle unsere Fragen wurden beantwortet.“

Integrationsprojekt „Wie funktioniert Deutschland?“ mit vielen „Aha-Momenten“

Integrationsprojekt „Wie funktioniert Deutschland?“ mit vielen „Aha-Momenten“

Die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Förderklasse informierten sich zusammen mit Bela Bartels (2. v. l.) und ihrem Team von Innosozial sowie der Schulsozialarbeiterin Christina Bosch dos Santos und der FSJlerin Pia Thomaszick (beide Paul-Spiegel-Berufskolleg) über das Angebot der Warendorfer Stadtbücherei.

„Es war super!“, schwärmt Exaucé A. am Ende des Integrationsprojektes „Wie funktioniert Deutschland?“, das in diesem Jahr bereits zum wiederholten Mal am Paul-Spiegel-Berufskolleg stattfand. Die 19-jährige Schülerin aus dem Kongo ist eine der Teilnehmenden aus der Internationalen Förderklasse, die zusammen mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern 8 Tage lang die Gelegenheit hatte, sich über Grundrechte und Religionsfreiheit, die Möglichkeiten der politischen und gesellschaftlichen Teilhabe, die Rolle staatlicher Organe sowie die Funktionsweise gesellschaftlicher Teilbereiche und öffentlicher Institutionen in Deutschland zu informieren.

Ermöglicht und durchgeführt wurde das Projekt von Dipl.-Pädagogin Bela Bartels und ihrem engagierten Team von der Innosozial gGmbH Ahlen. Die Referierenden u. a. aus dem Gesundheits-, Bildungs- und Schulsystem sowie aus dem vereinsorganisierten Sport setzten sich gemeinsam mit den Schülerinnen und Schüler mit Themenfeldern wie z. B. „Staat und Religion“, „Emanzipation und Gleichberechtigung“ oder „Vereinskultur“ auseinander. Auch standen ein Besuch der Stadtbücherei Warendorf und der Frauenberatungsstelle auf dem Plan.

Damit die Kommunikation mit den erst vor wenigen Monaten neu zugewanderten Jugendlichen überhaupt möglich war, unterstützten zahlreiche Dolmetscher für die Sprachen Arabisch, Kurdisch, Griechisch, Albanisch und Englisch nicht nur den sprachbezogenen, sondern auch den interkulturellen Austausch.

Ziel dieses umfangreichen Angebotspakets war es, den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu erhöhen, damit sie ihre Interessen selbstverantwortlich und selbstbestimmt vertreten und an der Gesellschaft des Gastlandes Deutschland teilhaben können. Am Ende waren sich alle Beteiligten einig: „Es war ein interessantes und spannendes Projekt, bei dem ein reger Austausch und viele „Aha-Momente“ zu einem besseren Verständnis beigetragen haben, wie Deutschland funktioniert.“

Hoch hinaus aus eigener Kraft

Hoch hinaus aus eigener Kraft

Zum Abschluss des vergangenen Schuljahres erlebten die Schüler der Internationalen Förderklasse IFK2 gemeinsam mit ihrem Sportlehrer Fabian Funk einen besonderen Tag im Big Wall Klettercentrum Münsterland in Senden-Bösensell. Das gesicherte Klettern in der Wand war für alle Schüler eine neue Erfahrung, wobei sie feststellen mussten, dass Klettern nicht nur Muskeln und Geschicklichkeit, sondern auch Konzentration und Vertrauen erfordert. Angeleitet von einem professionellen Trainer ging es nach einer Einweisung in das Sichern hoch hinaus. Sein Fazit: „Das ist eine sehr aufmerksame und interessierte Gruppe.“ Ermöglicht wurde dieser Ausflug vom Interkulturellen Treff Warendorf unter der Leitung von Stefan Molz (2.v.l.) Am Ende waren sich alle einig: „Es war ein toller Tag!“

Interkulturelles Fußballturnier der IFK 2 und der HTEO1

Interkulturelles Fußballturnier der IFK 2 und der HTEO1

Die neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler äußern häufig den Wunsch, in Kontakt mit deutschen Jugendlichen zu kommen, was sich aber aufgrund der Sprachbarrieren oftmals als große Hürde erweist. Dass eine Verständigung aber auch ohne viele Worte möglich ist, zeigte sich beim 1. Interkulturellen Fußballturnier, das von der FSJlerin Diana Karpov organisiert wurde. Hoch motiviert kämpften die Schüler aus der Internationalen Förderklasse und der Oberstufe der Höheren Berufsfachschule Elektrotechnik in gemischten Teams um den Sieg. Dabei zeigte sich, dass Teamsport nicht nur Spaß macht, sondern auch soziale  Kompetenzen wie Teamgeist, Respekt, Toleranz und Fairness vermittelt. Im nächsten Schuljahr soll deshalb wieder ein Interkulturelles Fußballturnier stattfinden, dann vielleicht mit weiteren Klassen.